Quelle: Aus der Günzburger Zeitung vom 27.11.2018 von Alexander Sing
Fotos: Bernhard Weizenegger
Abgerufen von: https://www.augsburger-allgemeine.de/guenzburg/Partnerschaft-mit-FC-Heidenheim-Bundesliga-Know-how-fuer-Guenzburg-id52793101.html
Nachwuchs Der FC Günzburg kooperiert im Jugendbereich mit dem Zweitligisten FC Heidenheim. Dahinter steckt eine Strategie, die beiden Vereinen Vorteile bringt und junge Talente entlasten soll
Günzburg Die altehrwürdige Günzburger Jahnhalle hat schon vieles gesehen. Vertreter eines Fußballbundesligisten hatte sie aber bisher wohl noch nicht zu Gast. Das wird sich jetzt ändern. In den
kommenden Wintermonaten arbeiten Trainer des Zweitligisten FC Heidenheim dort mit Nachwuchskickern aus der E- und F-Jugend.
Beim ersten Sichtungstraining ist die Hütte voll. Rund 15 Jungen und Mädchen zwischen acht und elf Jahren zeigen dem Trainerteam um Stützpunktkoordinator Tony Espig, was sie schon drauf haben. Auf
der erhöhten Bühne sitzen die Eltern und schauen gespannt zu. Draußen vor der Halle steht Jürgen Bastendorf mit Vertretern des FC Günzburg zusammen. Der Leiter des Heidenheimer
Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) ist extra zum ersten Training nach Günzburg gekommen. „Günzburg ist nach Ellwangen unser zweiter externer Stützpunkt“, erzählt der 53-Jährige. „Die Idee dahinter ist,
die Talente aus der Region gemeinsam mit den Partnervereinen bestmöglich zu entwickeln.“ Dazu arbeiten nun Trainer aus Heidenheim einmal pro Woche neben dem normalen Trainingsbetrieb mit
hoffnungsvollen Günzburger Jungspielern. Und auch mit deren Trainern. Die sollen von den Heidenheimern lernen. „Unsere Coaches haben alle eine B- oder A-Lizenz. Die heimischen Trainer sollen von
deren Wissen profitieren und ihren Horizont erweitern. Davon hat dann auch die Seniorenmannschaft etwas.“
Apropos: Was hat eigentlich der FC Günzburg von der Zusammenarbeit? Haben die Verantwortlichen keine Angst, dass sie ihre besten Talente an Heidenheim abgeben müssen? Jugendleiter Daniel Szerman ist
sich sicher: „Wer gut ist, der geht über kurz oder lang eh. Und wer es nicht schafft, kommt vielleicht nach Günzburg zurück. Die Eltern waren sofort begeistert.“
Heidenheim möchte gerade diese jungen Talente und deren Familien mit dieser neuen Strategie entlasten, sagt Daniel Stredak, Leiter der FCH-Fußballschule. „Es sind ja noch Kinder. Sie sollen lieber
daheim kicken, als im Auto zu sitzen. Das bringt ihnen mehr.“ Beim Stützpunkttraining arbeite man vor allem an den technischen und koordinatorischen Fähigkeiten der einzelnen Spieler. Es werde viel
mit Ball trainiert, Beidfüßigkeit spiele eine wichtige Rolle, jeder müsse jede Position spielen, so Stredak. Daneben blieben die Kinder aber bei ihrem Heimatverein im Ligabetrieb und Training. „Ab
und zu machen sie bei Leistungsvergleichen und Turnieren mit. Die Vereinsarbeit soll aber nicht behindert werden“, betont Stredak.
Der FCG-Vorsitzende Alfred Liebrecht war von Beginn an überzeugt von dem Konzept: „Es hörte sich bodenständig und gut an. Wir haben uns gefreut, dass Heidenheim von sich aus auf uns zugekommen ist.“
Stredak und sein Trainerkollege Tony Espig kommen aus der Region, schnüren beide nach wie vor für die SSV Glött in der Bezirksliga die Stiefel. So sei man auf der Suche nach einem Partnerverein, der
bereits eine funktionierende Jugendarbeit und die nötige Infrastruktur hat, schnell bei Günzburg gelandet, sagt NLZ-Leiter Bastendorf. In der D-Jugend, also ab zwölf Jahren, könnten vielversprechende
junge Spieler aus dem näheren
Umkreis dann in Heidenheim trainieren, ab 16 Jahren dann das Fußballinternat besuchen und irgendwann vielleicht für die Profis auflaufen. „Natürlich wollen wir Talente so an uns binden. Der
Konkurrenzkampf hat sich beim Scouting in den letzten Jahren sehr verschärft. Da werden Kinder unter zehn Jahren abgeworben, die dann mehrmals die Woche Hunderte Kilometer fahren müssen. Erst vor
Kurzem hat der FC Bayern bei mir für einen Neunjährigen angefragt.“
Diesen Weg wolle man beim FCH nicht gehen. Bastendorf ist sich aber sicher, dass der Zweitligist sich durch dieses Konzept im Konzert der großen süddeutschen Vereine wie dem FC Bayern, 1860 München,
FC Augsburg und VfB Stuttgart, behaupten werde. Jetzt also gemeinsam mit dem FC Günzburg.
Fotos: Bernhard Weizenegger